In diesem Jahr stand ein Austausch mit einer Tanzgruppe aus Lettland namens „Dandari“ an. Wir trafen uns in der Jugendherberge Bad Urach, die wir an dieser Stelle wärmstens weiterempfehlen möchten, nicht zuletzt, da das Personal sehr freundlich und zuvorkommend war. Auch das Außengelände mit Tischtennisplatte und Fußballplatz (der von uns zum Tanzplatz umfunktioniert wurde) und die Nähe zu einem wirklich tollen Freibad erwiesen sich für uns als nahezu optimal.
Einer Umfrage zufolge würden die Sowo-Teilnehmenden die Letten mit den Worten „aufgeschlossen, naturverbunden, talentiert, frei, liebevoll, interessant, lustig und tanzfreudig“ beschreiben. Große Freude bereitete uns indes auch die Kommunikation mit der lettischen Gruppe: Zur Verständigung setzten wir (teils gleichzeitig) Englisch, Lettisch, Deutsch, Denglisch, Hessisch oder auch Gebärdensprache ein – oftmals sogar (subjektiv) erfolgreich. Und spätesten beim Tanzen spielten sprachliche Barrieren ohnehin keine Rolle mehr.
Auslandsbegegnung heißt bei der Spielschar auch immer Auftrittszeit. Also waren unsere bunten Trachten und gestimmten Instrumente im Gepäck. Wir präsentierten im Kurpark von Bad Urach und in einer Seniorenresidenz unsere Tänze, die wir auf zwei Vorbereitungslehrgängen fleißig einstudiert hatten.
Ausflüge fanden unter anderem in die Universitätsstadt Tübingen statt. Die dortige Stocherkahnfahrt war ein Highlight, auch wenn das Ein- und Aussteigen wackelig und nicht jedermanns Sache war, so hatte das Treiben etwas Meditatives und Wohltuendes (vor allem wenn man die Tage vorher wenig Schlaf abbekommen hatte). Bei der anschließenden digitalen Stadt-Rallye konnte man aus drei verschiedenen Themengebieten auswählen und so kamen nicht nur Geschichtsinteressierte voll auf ihre Kosten.
Daneben waren Ausflüge in eine Höhle sowie zu einer nahgelegenen Burgruine mit Wasserfall sehr eindrücklich, wenngleich die Motivation zum „Bergwandern“ bei den lettischen Gästen ungleich größer zu sein schien. Dazu sollte man wissen, dass Lettland keinerlei erwähnenswerte Erhebungen aufweist und Bad Urach in der schwäbischen Alb liegt.
Der Abschied war dann dieses Jahr besonders schwer und tränenreich, vor allem weil er in mehreren Etappen erfolgte. Während die Letten am Samstag auf unterschiedlichste Art und Weise (per Flugzeug, Flixbus oder auch Privat-PKW) ihre 1900 km lange Heimreise antraten, folgte am Sonntag die Abreise der verbliebenen Spielscharler – zuhause angekommen sind beide Gruppen dann vermutlich etwa gleichzeitig.
Nun sind wir schon sehr gespannt auf das nächste Jahr. Wie wird wohl das Essen in Lettland sein? Gibt es dort auch Lunchpakete? Wo werden wir schlafen? Sind die Schuhe in Lettland wirklich so viel teurer als hier in Deutschlands Outlet-Shops? Müssen wir dort täglich Balsam trinken und Karamellbonbons essen? Wie kommen wir überhaupt hin? Gibt es eigentlich auch Letten, die keinen Volkstanz machen? Fragen über Fragen, auf die wir nächstes Jahr hoffentlich Antworten finden …